Wie gewöhne ich meine Ratten aneinander?

Einander fremde Ratten dürfen auf gar keinen Fall einfach so zusammen in einen Käfig “gestopft” werden. Selbst Geschwister, die sich ein paar Wochen nicht gesehen haben, kann man nicht einfach so zusammensetzen. Es muss eine richtige Integration durchgeführt werden. Die Ausnahme sind Jungtiere, jünger als ca. 10 Wochen: Junge Ratten entwickeln ihr vollständiges Revierverhalten erst mit ca. 10 Wochen. Nur wenn alle Ratten, die vergesellschaftet werden sollen, jünger als ca. 10 Wochen sind, können sie, nach einen kurzen Probetreffen auf neutralem Boden, gleich zusammen in einen gründlich gereinigten Käfig ziehen. Wenn auch nur eine der teilnehmenden Ratten älter als ca. 10 Wochen ist, muss unbedingt eine Integration durchführt werden, ansonsten kann es zu Revierkämpfen kommen, die blutig und im schlimmsten Fall tödlich enden können.

Für eine Integration gibt es kein Patentrezept – sie ist so individuell wie es die einzelnen Ratten sind -, aber es gibt einige Grundregeln und Tipps.

Zu Beginn muss der Standort des zweiten Käfigs/Integrationskäfigs gewählt werden. Die beiden Käfige kann man in einen Raum (nebeneinander) stellen oder aber in zwei verschiedene Räume. Viele Ratten sind absolut verträglich und haben keine Probleme damit, wenn fremde Ratten im Nachbarkäfig sind oder mit im selben Raum stehen, aber es kann auch vorkommen, dass Aggressionen entstehen: Die Ratten riechen sich gegenseitig, können aber nicht zueinander gelangen und das könnte dazu führen, dass sich Aggressionen anstauen, die sich dann beim direkten Treffen entladen. Da man vor der Integration nicht weiß, wie die eigenen oder die neuen Ratten auf den Geruch der anderen reagieren werden, ist man im Zweifel auf der sicheren Seite, wenn man die Käfige in getrennte Zimmer stellt oder zumindest im selben Raum einige Meter entfernt voneinander.

Vor der Integration kann ggfs. der Austausch von bepieselter Eintreu oder das Tauschen von Einrichtungsgegenständen erfolgen. Aber hierfür gilt dasselbe wie für das nebeneinander stellen der Käfige: Da der Geruch der Fremden plötzlich im eigenen Käfig ist, kann auch das evtl. zu Aggressionen bei späteren Treffen führen. Ob man also zwischen den beiden Käfigen Dinge austauscht, muss man sich gut überlegen bzw. die Reaktion der Ratten genau im Auge behalten.

Eine Integration besteht grundsätzlich aus 3 Schritten: 1. Schritt: Tägliche Treffen auf neutralem Boden, wo noch keine der beteiligten Ratten vorher war – diese von wenigen Minuten täglich steigern bis man sie mehrere Stunden (!) zusammen lassen kann und alles friedlich bleibt (das kann mind. 1 Woche, je nachdem auch deutlich länger dauern). 2. Schritt: Tägliche Treffen im normalen Auslaufbereich der bisherigen Ratten – auch hier erst eher kurze Treffen und so lange täglich steigern, bis sie sich mehrere Stunden (!) friedlich verstehen (auch das wird mind. 1 Woche dauern, evtl. auch länger). 3. Schritt: Den Käfig sehr gründlich reinigen, evtl. Gegenstände umstellen und dann alle Ratten zusammen einziehen lassen; natürlich alle die folgenden Stunden und Tage sehr genau beobachten.

Sehr sinnvoll wäre es, wenn man bei den Treffen dicke Handschuhe, etwas zusammengerollt Zeitung oder eine Blumenspritze dabeihat. Denn wenn es zu heftig werden sollte, müssen die Parteien sofort getrennt werden und im Eifer des Gefechts unterscheiden die Ratten nicht zwischen dem Gegner und einem Finger.

Verhaltensweisen bei einer Integration: Aufgestellte Haare (borsteln) und fauchen sind normale Drohgesten. Gegenseitiges Besteigen oder Drehen auf den Rücken sind Dominanz- und Unterwerfungsgesten, die die Festlegung der Rangordnung dienen.

Wichtig: Es darf kein Blut fließen! Bei einer Integration besteht ständige Anwesenheitspflicht! Die Ratten müssen die ganze Zeit über gut im Auge behalten werden, denn Ratten können schnell sein, vor allem mit ihren Zähnen. Geduld und Zeit sind besonders wichtig! Immer die Ratten bestimmen den Verlauf und die Geschwindigkeit der Integration!

Sollte eine Integration nicht sauber abgeschlossen werden, kann es sogar nach Wochen und Monaten zu blutigen Kämpfen kommen. In einigen Fällen kann es vorkommen, dass es Ratten gibt, die nicht integrierbar sind. Sollte eine einzelne Ratte wegen ihrer Aggressivität trotz mehrfacher, ausführlicher Versuche nicht zu einem Rudel integrieren lassen, bleibt als letzter Schritt bei den Böcken noch die Kastration, die helfen kann, auch wenn so einoperativer Eingriff immer ein großes Risiko darstellt. Man muss, wie bei jeder OP, mit Risiken rechnen; im schlimmsten Fall mit dem Tod der Ratte.

Wir danken Serena-t für die Erstellung des Textes